echtLife 4/2019

echt Life | November 2019 | Seite 17 Ein Gast, hustend: „Ich seh‘ das überhaupt nicht ein. Jahrelange bin ich in meine Stammkneipe geflüchtet, weil ich zuhause nicht rauchen darf. Und was mache ich jetzt? Jetzt habe ich mich verkühlt. Nur deswegen huste ich. Aber wenigstens wird das Bier nicht mehr so schnell warm.“ Der Wirt, schimpfend: Nicht nur, dass jetzt mein Bierabsatz zurück- geht. Ich muss mir auch noch die Tschick selber kaufen, weil Passiv- rauchen ist nicht mehr. Weniger verdienen und mehr ausgeben, so schaut’s aus für mich.“ Ein zweiter Gast: „Reg Dich nicht so auf. Jetzt riecht man in Deinem Lokal wenigstens, was für einen Mist du servierst. Ich finde rauchfrei super, aber jetzt musst Du nur noch kochen lernen!“ Passantin mit Fiffi (an der Leine): „Es ist doch eine Frechheit. Verboten gehört das, das Rauchen im Freien. Mein armes Hunderl! Alle paar Meter ein Wirtshaus, eine Bar, ein Café und überall die gleiche, stinkende Rauchwolke vor den Lokalen! Und Durchkommen tut man auch nicht vor lauter Leut‘ – geh Fiffi, heb doch einmal dein Haxerl bei dem Raucher da.“ Kellnerin: „Geh, geh’s doch weiter mit ihrem Hund da! Sie vertreiben mir ja die Gäste. Wahrscheinlich ist das eh Ihr Köter, der uns da immer vor die Türe brunzt.“ Dritter Gast: „Ich wüsste eine Lösung. Die Raucher gehen alle raus und die Hunde bleiben alle drin. Dann hat jeder seine Ruh.“ Hausbesitzer, eine Etage höher: „Ruhe da unten, Schluss mit der Streiterei! Ich hol‘ gleich die Polizei wenn der Wirbel nicht aufhört! Außerdem zieht der ganze Rauch bei mir beim Fenster rein.“ Wirt: „Wenn das so weitergeht hast Du bald Deinen Frieden weil ich sowieso zusperren muss. Als ob die Registrierkassa nicht schon gereicht hätte. Dann kannst Dir da oben einen neuen Mieter suchen, die Veggie-Buden wachsen jetzt eh wie die Schwammerln.“ Rauchzeichen Seit 1. November 2019 ist das Rauchverbot in der Gastronomie offiziell. Die einen sehen diesen Schritt als dringend nötige Maßnahme, um der Volksgesundheit ebenso wie den 880.000 Unterschriften des Volksbegehrens aus dem Jahr 2018 zu entsprechen, die anderen sehen noch immer die Entscheidungsfreiheit des Einzelnen unzulässig beeinträchtigt. Andreas Braunendal hörte sich ein wenig um, welche Positionen in der Bevölkerung aufeinander- prallen. Passantin mit Fiffi: „Nein, das dürfens nicht. Mein Hunderl freut sich immer so über die zachen Fleischstückerln, die Deine Gäste nicht derbeißen können.“ Kellnerin: „Gehens jetzt weiter, sondern landet noch die Fiffi im Kochtopf.“ Polizist: „Was ist das denn für ein Auflauf da? Haben Sie diese Zu- sammenrottung angemeldet?“ Kellnerin: „Das ist keine Zusammenrottung, sondern unser Gastgar- ten. Apropos heute gibt’s Auflauf als Menü.“ Polizist: „Na, dann zeigens mir einmal den Bescheid. Den Gastgar- ten dürfens nämlich sicher nur bis 31. Oktober geöffnet haben. Das wird teuer.“ Hausbesitzer: „Recht so! Und ich mache auch gleich eine Anzeige wegen Ruhestörung. Zücken Sie Ihren Block, Herr Wachtmeister!“ Polizist: „Ruhestörung geht erst ab 23 Uhr. Es ist aber erst elf am Vormittag.“ Der Gast, hustend: „Wenn da was meine selige Ruhe stört, dann dieses verdammte Rauchverbot. Ich bin ein freier Bürger in einem freien Land.“ Der Wirt: „Ich schließe mich an. Ich bin ein freier Unternehmer in einem freien Land.“ Ein Radfahrer im Vorbeirasen: „Ja, Freiheit für alle!“ Gast und Wirt, einstimmig: „Rowdy! Verbieten sollte man euch Radfahrer!“ Die Kellnerin: „Wir könnten eine Unterschriftenliste machen – schau, jetzt hat’s den Radlfahrer derschmissen!“ Passantin: „Das war meine Fiffi! FIIFFIIIII! Irgendwo in Graz-Umgebung ...

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