echtLife 4 2020
echt Life | November 2020 | Seite 33 Zu Erklärung: In der Steiermark gibt es 220 Tourismusgemeinden. Ob man eine Tourismusgemeinde ist kann man sich nicht aussuchen, sondern ergibt sich aus den Nächtigungszahlen. Diese Gemein- den müssen in einem Tourismusverband organisiert sein und alle Betriebe in die- sen Gemeinden müssen Tourismusabgabe bezahlen. Auf diese Weise existieren im Land 96 Tourimusverbände, einer davon ist OberGraz, in dem Deutschfeistritz, Peggau, Übelbach, Gratkorn und Grat- wein-Straßengel vertreten sind. OberGraz hat sich in den letzten Jahren als hoch aktiv erwiesen: Gut für die touristi- sche Entwicklung in der Region und gut für alle Betriebe, die wissen, dass mit ih- ren Zwangsbeiträgen Sinnvolles passiert. Die Arbeit im Verband leisten der Vor- stand, eine Kommission, die von den Be- trieben gewählt wird, und Meike Brucher als Organisatorin und Umsetzerin. Sie ist angestellt, alle anderen sind ehrenamtlich tätig. Das Vorhaben des Landes Steiermark Auflösung der 96 Verbände und Ersatz durch elf Erlebnisregionen via Verord- nung, unserem Fall die Zusammenlegung von Graz, den Verbänden in Graz Umge- bung und der Lipizzanerheimat. Erhoffter Vorteil: der stärkere Auftritt gegenüber nationalen und internationalen Gästen. OberGraz oder unten durch? Das Land Steiermark will mit Herbst 2021 den Tourismusverband OberGraz abschaffen. Ob das eine gute Idee ist, ist in Zweifel zu ziehen. Dieser Auftritt wird auch jetzt schon geleistet, und zwar innerhalb des bis- herigen Regional- verbandes „Region Graz“. Der gar nicht bedachte Nachteil: Wer soll noch die Ar- beit vor Ort machen, wer lässt sich auf lokaler Ebene Projekte einfallen wie Wanderkarten, Freizeittipps oder Veranstaltungsbewerbung und setzt diese auch um? Wer erzählt den Grazer Tagesausflüglern, was es in OberGraz zu entdecken gibt? Wer soll sich ehrenamt- lich in einer Großregion engagieren? Tatsächlich könnte diese unverzichtbare Basisarbeit nur noch von den Gemeinden selbst geleistet werden – allerdings mit dem finanziellen Nachteil, dass die Tou- rismusabgaben der örtlichen Unterneh- men zu 100 % im Wasserkopf des Verban- des landen. Da kommen dann wohl nur noch das Stift Rein, das Freilichtmuseum Stübing und die Lurgrotte in Prospekten und Katalogen vor. Die bisher geleiste- te Arbeit rund um Natur- und Kultur- erlebnissen wird rasch in den Dornrö- schenschlaf geschickt. Wirtschaftsförde- rungen, regionale TV und Radiowerbung oder Wander- und Radkarten sind dann Geschichte … „OberGraz: Sag zum Abschied leise Servus?“ Kommunikation, ein Fremdwort! Eine Information zu dieser Neustruktu- rierung ging praktisch am ersten Tag des November-Lockdowns an die Beteilig- ten. Bis 27. November kann beim Land eine Stellungnahme eingereicht werden. Kein Vorlauf, keine Vorinformation und eine sehr kurze Frist in einer Zeit, in der wir mit Corona ausreichend beschäftigt sind. Bürgermeister Harald Mulle: „Es kann doch nicht sein, dass die über uns drüberfahren, ohne mit uns vorher zu reden.“ Ähnlich Bgm. Michael Viertler, in dessen Gemeindeamt in Deutsch- feistritz OberGraz sein Büro hat: „Als Unternehmer erwarte ich mir Struktu- ren, die auf Effizienz ausgelegt sind. Als Bürgermeister hoffe ich, dass die Marke OberGraz, in die wir alle viel investiert haben, erhalten bleibt.“ Foto: TV Region OberGraz Andreas Braunendal
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