echtLife 4 2020
Seite 34 | November 2020 | echt Life Situation 1: Ich parke vor einem Geschäft, bin aber durch einen sehr breiten Gelän- dewagen gezwungen, mitten auf einem Be- grenzungsstreifen zu parken. Als ich aus dem Geschäft komme, ist der Geländewagen weg, mein Fahrzeug steht plötzlich ganz verlassen da und belegt zwei Parkplätze. Ein Mann geht an mir vorbei und bekrittelt mein Parkver- halten: „Du Tr….. stehst echt gsch….. do“. Mein Reptilienhirn ist sofort auf 100. Ich mag nicht gleich geduzt werden, ich mag nicht an- geschrien werden und bin kein Tr…… Mein Ego ist verärgert. Was also tun, soll ich ihm erklären, warum ich so dastehe? Kämpfen, also genau so aggressiv kontern? Zu beidem hatte ich aber keine Lust. Also gehe ich ein paar Schritte zurück, werfe einen Blick auf meinen Wagen, lächle den Mann an und sage: „Stimmt, sie haben vollkommen recht“. Das hat er sicher nicht erwartet. Dann steige ich ein und fahre weg. Ich habe nicht gekämpft, ich habe nicht nachgegeben, aber trotzdem gewonnen: Mein Ärger ist weg. Dicker Hals Reptiliengehirn: der älteste Teil des menschlichen Gehirn, kennt nur zwei Betriebssysteme – Kampf oder Flucht. Bei Bedrohung, Druck, Ärger oder Zorn geht es zur Sache – raufen (im übertragenen Sinne) oder laufen. Heute geht es um einen oftmaligen Begleiter unseres Lebens – den Ärger und wie man ihn überlistet. Situation 2: Ich fahre von Graz zweispurig und zügig stadtauswärts. Ich überhole ein langsameres Fahrzeug und zwänge mich zurück in die erste Spur, ein Fahrzeug muss bremsen, mein Fehler. Es folgt das Übliche: Eine rote Ampel, der Mann im Fahrzeug ne- ben mir lässt das Seitenfenster herunter und beschimpft mich. Wie reagiere ich? Kampf – es war eindeutig mein Fehler. Flucht – also entschuldigen? Dazu habe ich keine Zeit, er hat ja sofort losgebrüllt. Also suche ich nach einem dritten Weg. Ich schnappe ein Papier- taschentuch und winke, eine weiße Fahne. Aus seinem Gebrüll wird ein Lachen. Er grinst und winkt, es wird grün, wir fahren los, beide entspannt und ohne dicken Hals. Wir lernen Um sich nicht auf das Kampf- oder Flucht- spiel einzulassen, muss man das Reptilien- hirn überlisten. Da heißt es durchatmen, erst dann reagieren. Dazu gibt es eine Reihe von Übungen, die sie lernen können, unter ande- rem bei mir. Damit sind Sie auf solche Situ- ationen vorbereitet und können den dritten Weg wählen: Das Unerwartete. So ersparen sie sich einen dicken Hals – und der anderen Person vielleicht auch. Schöne Weihnachten und bleiben Sie gesund. Mag. Volker Schwarz | Beziehungscoaching für Einzelpersonen | Systembrettaufstellungen T: +43 680 / 322 11 33 / I: www.volker-schwarz.at Werbung
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