echtLife September 2021
Seite 40 | September 2021 | echt Life „Sei perfekt!“ In den letzten Ausgaben habe ich über die inneren Antreiber „Sei schnell“ und „Mach dich beliebt“ geschrieben. Innere Antreiber beeinflussen unser Denken, Fühlen und Handeln beeinflussen. Sie sind unsere persönliche Strategie, das Leben zu meistern. Jede/r von uns trägt alle diese Antreiber in sich, immer ist einer davon besonders stark ausgeprägt. In dieser Ausgabe geht es um den nächsten Antreiber, die Perfektion. Menschen mit diesem Antreiber möchten alles besonders gründlich machen, ohne Rücksicht auf Zeitaufwand und Kosten. Tipptopp halt. Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass dieser – wie alle Antreiber – positiv und wichtig ist. Nichts spricht dagegen, Aufgaben gewissenhaft zu erfüllen. Gefährlich wird dagegen ein nicht erfüllbarer Perfektionismus, mit dem wir zu hohe Erwartungen an uns stellen. „Sei perfekt“-Menschen haben viele Stär- ken: Sie kümmern sich um Details, bringen viel Geduld auf, planen sehr genau, setzen hohe Standards, sind gut organisiert und stets bereit, sich zu verbessern. Eh super, oder? Als Chirurg wünschen wir uns schon einen Perfektionisten. Wenn aber Perfekti- onismus dazu führt, dass nichts mehr fertig wird – weil es eben noch nicht perfekt ist – dann gilt wie so oft im Leben: die Dosis macht das Gift. Übertriebener Perfektionismus kommt aus demGrundgefühl, als Person nicht liebens- wert genug zu sein. Also versuchen diese Menschen, statt dem was sie sind, anzu- bieten, was sie leisten. Sie rechtfertigen sich häufig und nehmen gerne Ergänzungen und Kritik vorweg. „Sei perfekt“ – Men- schen beziehen Fehler nicht auf ihre Arbeit, sondern auf ihre Person. „Aus Fehlern ler- nen wir“ oder „Irren ist menschlich“ gehö- ren nicht zu ihren Lieblingssätzen. Deshalb tun sie sich oft schwer, wenn sie Kompli- mente bekommen - sie finden an sich selbst und den Resultaten ihrer Tätigkeiten im- mer etwas zu bekritteln. Diese Menschen sehen selten das, was sie schon erreicht ha- ben, sondern eher das, was fehlt. Im Umgang mit Perfektionisten erleben andere Menschen oftmals wenig Nähe. Die persönlichen Begegnungen sind oft von Besserwissen oder Kritisieren geprägt. „Sei perfekt“-Menschen handeln nach Über- zeugungen wie „Da ist noch Luft nach oben!“, „Nur keinen Fehler machen!“, „De- legieren? Sicher nicht!“, oder: „Fehler sind furchtbar!“, und: „Komplimente sind mir peinlich!“ Ihr Leitsatz: Ich selbst bin nicht gut genug, deswegen bekomme ich die gewünschte Anerkennung nur über fehlerfreie Leis- Werbung Mag. Volker Schwarz Life Coaching | Beziehungscoaching Systembrettaufstellungen T: +43 680 / 322 11 33 H: www.volker-schwarz.at tungen. Durch ihre hohen Ansprüche und ihren Verbesserungswillen stolpern solche Menschen oft in die Selbstüberlastung. VomHundertsten ins Tausendste - und von dort ins Burnout. Nix gut, da stoppen wir vorher lieber. Aber wie? Zusammen mit „Sei perfekt“ - Klientinnen und Klienten erarbeite ich neue Sichtwei- sen (im Fachjargon Reframing genannt). Ein paar Beispielsätze (Affirmationen): ∞ Fehler sind Freunde, von denen ich lernen kann ● 80 % sind meist vollkommen ausreichend (Pareto Prinzip) ● Ich gebe mein Bestes – niemand kann mehr verlangen (außer ich selbst). Sollten Sie, liebe Leserin, lieber Leser, zum übersteigerten Perfektionismus neigen, dann machen sie nach einer erledigten Tä- tigkeit bitte folgende Übung: Sagen Sie zu sich „Das habe ich gut gemacht!“ Durch- führung: So oft wie möglich. Delegieren – sicher nicht! Komplimente sind mir peinlich Werbung Werbung
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