echt Life | November 2022 | Seite 9 bare kleine Wohneinheiten, wie die seinerzeitigen Burschenzimmer. Nur Bad und WC sind Gott sei Dank noch nicht wieder draußen am Gang. EchtLife: Wie funktioniert eigentlich das Modell des sozialen Wohnbaus? J. Egger: Wir bieten heute im sozialen Wohnbau ausschließlich Mietwohnungen an. Die Vergabe der Wohnungen obliegt im geförderten Bereich den Gemeinden, in Gratkorn gibt es auch Werkswohnungen, bei denen das Vergaberecht bei der Papierfabrik liegt. Aufgabe des sozialen Wohnbaus ist natürlich die Errichtung und Betreuung leistbarer Wohnungen. Um die Mieten niedrig zu halten, sind die Baukosten im geförderten Bereich ohnehin vom Land Steiermark nach oben hin begrenzt. Da die Material- und Arbeitskosten steigen, wird es für die Bauunternehmen immer schwieriger, diese Obergrenzen einzuhalten. Auch die Mieten sind nach oben hin begrenzt, wenn das Land Steiermark Fördermittel in Form von Annuitätenzuschüssen gewährt. Das Land übernimmt also einen Teil der Mietkosten, wobei diese Förderung im Laufe der Jahre sinkt und nach Tilgung der Bankdarlehen wieder vom Mieter zurückgezahlt werden muss. Erst seit kurzem wurde die Förderung dahingehend abgeändert, dass diese bei neuen Bauten nicht mehr zurückbezahlt werden muss. EchtLife: Wieviele Sozialwohnungen errichtet die Leykam Siedlungsgesellschaft durchschnittlich in Jahr? J. Egger: Wir stehen für kleinere, überschaubare Siedlungen und errichten jedes Jahr 20 bis 24 neue Wohneinheiten. Vor allem aber betreuen unsere sechs Mitarbeiter in Personalunion als Buchhalter und Hausverwalter insgesamt 3.200 bestehende Wohneinheiten. Für die Kombination aus Neubau, Sanierung und Hausbetreuung investieren wir jedes Jahr 4 bis 5 Millionen Euro, die praktisch zur Gänze in der Region bleiben. EchtLife: Gemeinnützige Wohnbauunternehmen haben einen gesetzlichen Auftrag, neuen Wohnraum zu schaffen. Gleichzeitig sind wir aufgerufen, möglichst keine neuen Flächen mehr zu versiegeln. Wie geht das zusammen? J. Egger: Natürlich müssen wir mit unseren Grünflächen haushalten und es ist schwierig, noch neues Bauland zu finden. Wir besitzen noch einige wenige gewidmete Areale, setzen aber auch schon darauf, alte Substandardbauten zu schleifen und auf diesen Flächen neue Projekte zu entwickeln. EchtLife: Wie reagieren Sie auf die Anforderung, die Energiekosten zu senken? J. Egger: Wir führen thermische Sanierungen durch, die aus dem EFRE-Fond (EU-Förderung für regionale Entwicklung) finanziert sind und damit die Mieter nicht belasten. Den aktuellen Neubau in der Koloniegasse in Gratkorn bestücken wir mit Photovoltaik, mit deren Hilfe die laufenden Kosten für den Stromverbrauch sinken. Nicht ganz so glücklich sind wir mit dem Aufruf, die Raumtemperaturen deutlich, also auf 18 oder 19 Grad abzusenken. Natürlich spart man so, wenn man es aber übertreibt, kann das zu Schimmelbildung führen, für die dann allerdings wieder der Mieter selbst verantwortlich wäre. EchtLife: Danke für das Gespräch! Werbung
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