echtLife Juni 2024

Seite 20 | Juni 2024 | echt Life Werk von Hand Heute versucht man, der Jugend Handwerksberufe schmackhaft zu machen, weil Digitalisierung und Automatisierung mühsame Handarbeit weitgehend ersetzen. Andererseits kann der Reiz des Handwerks aber genau darin liegen, natürliche Werkstoffe zu erfühlen und von Hand zu bearbeiten. So wie es in Stübing praktiziert wird. Die Steiermark, Österreich, Europa: Alle sind wir stolz auf unser historisches Bau- erbe. Ob Holzhäuser aus der Weststeiermark oder dem Tirolerland, Gründerzeitvillen mit auf Basis von Kalkputz gestalteten Fassaden, Schindel- oder Strohdächer: Sie verweisen darauf, dass natürliche Baustoffe Jahrhunderte überdauern können. Um sie sanieren und erhalten zu können – sei es im Österreichischen Freilichtmuseum Stübing, in den ländlichen Dörfern oder im urbanen Umfeld – braucht es Handwerker, die verstehen, wie man mit Holz, Stein und Kalk umgehen kann, wie man geeignete Materialien erkennt und behandelt, welche Werkzeuge und Handgriffe es braucht. Zu den wenigen spezialisierten Restauratoren gehören die zehn Handwerker wie Maurer, Tischler, Zimmermeister und andere mehr, welche die Erhaltungsmannschaft des Freilichtmuseums bilden. Ihre Arbeit geht über das Handwerkliche längst hinaus: Denn es liegt in der Hand der wenigen verbliebenen Spezialisten, ihr Wissen an die nächste Generation weiterzugeben. Dazu dienen einerseits die Handwerkskurse im Museumsprogramm, in denen traditionelles Wissen an interessierte Laien weitergegeben wird, andererseits Kooperationen mit Baufachschulen oder aktuell eine Zusammenarbeit mit dem Volksbildungswerk, um an der TU und FH Graz rasch ausgebuchte Kurse für Studierende anzubieten. Aber auch ehrenamtliche Helfer sind gern gesehene, wertvolle Träger des alten Wissens. Dass gerade der nachhaltige Holzbau Zukunft hat, zeigen erdbebensichere Holzbau-Hochhäuser in Asien, modernste Holzarchitektur von Vorarlberg bis Skandinavien oder Studien wie jene an der Universität für Bodenkultur, die perfekten Lärchenschindeln die gleiche Haltbarkeit wie modernen Ziegeldächern zuschreibt. Das alles ohne extrem starke CO2-Verursacher wie Beton und seinem Basismaterial Zement, der alleine für rund acht Prozent der weltweiten CO2-Produktion verantwortlich ist. Das Sallegger Moar, ein Rauchstubenhaus, dessen Geschichte bis ins Jahr 1409 zurückreicht, wurde in den frühen 60ern in Sallegg bei Birkfeld ab- und in Stübing wieder aufgebaut. Errichtung eines "Girschtenzauns" Traditionelles Korbflechten Handwerkskunst: Dachdecken mit Stroh Österreichisches Freilichtmuseum Stübing Reguläre Öffnungszeiten bis 31. Oktober: Montag bis Sonntag und an Feiertagen: 09-18 Uhr (Einlass bis 16 Uhr)

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