Seite 48 | November 2017 |
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Wilde Sträucher
Einheimische Wildgehölze spiegeln den bunten Verlauf der Jahreszeiten wider. Als Gestaltungs- und Sichtschutzelement sind sie
eine optische Bereicherung für jeden Garten. Fruchttragende Sträucher sind auch wertvolle Lebensräume und bieten Nahrung und
Unterschlupf für unsere Wildtiere. Je strukturreicher die Gehölze, desto vielfältiger die Tierwelt.
Generell erfüllen Hecken wichti-
ge Funktionen: sie begrenzen als
grüne Lebendzäune das Grund-
stück, mildern den Wind, ver-
hindern Erosionen und filtern
den Staub in der Luft. Bei der
Bepflanzung von Sträuchern soll-
te den traditionellen Sorten auch
deshalb der Vorzug gegeben wer-
den, weil sie klimaangepasster
und somit robuster und schäd-
lingsresistenter als ausländische
Ziergehölze sind.
Nahrungsquelle
und Lebensraum
Aus Sicht des Natur- und Ar-
tenschutzes leisten heimische
Gehölze über das ganze Jahr
einen wichtigen Beitrag zur Ar-
tenvielfalt. Während eine reine
Schnitthecke kaum zum Blühen
kommt, bietet eine Hecke mit un-
terschiedlichen Einzelsträuchern
ein breiteres Angebot an nektar-
reichen Blüten. Im Frühjahr und
Sommer werden so Schmetter-
linge und weitere Insekten ange-
zogen. Wildbienen wie die Rote
Mauerbiene benötigen den Nek-
tar für die Brutfürsorge. Je viel-
schichtiger die Pflanzung, desto
mehr Kleinstrukturen mit Ver-
stecken und Nischen finden die
Tiere vor. Es sind wertvolle Rück-
zugsgebiete für viele Nützlinge,
wie Marienkäfer und Florfliege,
deren Larven Blattläuse fressen.
Beerentragende Wildsträucher
helfen unseren heimischen Vö-
geln über die frostige Jahreszeit
hinweg – ein dringend notwendi-
ges Nahrungsangebot für unsere
Gartenbewohner.
Ein ökologisch wertvoller Wild-
strauch ist die Schlehe (Prunus
spinosa) – auch Schwarzdorn ge-
nannt – mit ihren auffällig blau-
en Steinfrüchten. Im Frühjahr
dienen die zeitigen Blüten beson-
ders für Wildbienen als Nektar-
spender. Als typischer Schmet-
terlingsstrauch wird er von rund
70 Schmetterlingsarten zur Ei-
ablage aufgesucht. Neben vielen
anderen ernähren sich auch die
Raupen des Segelfalters von den
Blättern. Aufgrund seines fast
undurchdringlichen
Wuchses
und seiner Dornen ist die Schle-
he bevorzugtes Vogelschutzge-
hölz. So bietet sie den Nestern
von Bodenbrütern wie Rotkehl-
chen oder Zaunkönig Schutz vor
Räubern. Der Neuntöter wiede-
rum spießt seine Beute auf den
Dornen des Schlehdorns auf, um
sie leichter verzehren zu können.
Ein dekorativer Strauch ist der
Gewöhnliche
Spindelstrauch
– das Pfaffenhütchen (Euony-
mus europaeus) – mit seinen
pink-orange gefärbten Kapsel-
früchten. Der für den Menschen
giftige Strauch ist für unser Rot-
kehlchen eine wichtige Winter-
nahrung. Bei Mensch und Tier
beliebt ist der Schwarze Holun-
der (Sambucus nigra). Seine in-
tensiv duftenden kleinen Blüten
werden gerne von Bienen be-
sucht. Die Früchte mit den ty-
pisch roten Fruchtstielen schme-
cken auch unseren Wildtieren.
Ein weiteres Geißblattgewächs ist
der weiß blühende Gewöhnliche
Schneeball (Viburnum opulus),
der mit den roten Steinfrüchten
bis in den Winter hinein den
Garten ziert.
Auch Vogelbeere (Sorbus aucu-
paria) und die Vitamin C reichen
knallig orangen Beeren des sta-
cheligen Sanddorns (Hippophae
rhamnoides) bereichern den tie-
rischen Speiseplan.
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Steiermark
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Fotos: Naturschutzbund
Steiermark, Kurt Krimberger
Die Früchte des Faulbaums
(Frangula alnus), ein Kreuz-
dorngewächs, werden gerne von
Drosseln gefressen. Seine Blätter
sind wohl die wichtigste Raupen-
nahrung des Zitronenfalters.
Um das Nahrungsangebot im
Winter zu erweitern, sollten die
Frucht- und Samenstände von
Blumen und Kräutern stehen
und Fallobst liegen gelassen wer-
den. Generell sollte bei Herbstar-
beiten im Garten nicht zu sehr
aufgeräumt und wilde Ecken ge-
schaffen werden, wo man Laub
oder Strauchschnittmaterial lie-
gen lässt. Dieser Reisighaufen
wird von Kleintieren wie Igel,
Hausspitzmaus oder Blindschlei-
che gerne als Winterquartier an-
genommen.
Das Angebot an Früchten und
Beeren bietet unseren tierischen
Gartenbewohnern ein buntes
Nahrungsangebot. Auch für uns
Gartenbesitzer liefern Wildsträu-
cher die Grundlage für köstliche
Kuchen, Säfte und Gelees. Ein
weiterer schöner Grund, mit hei-
mischen Wildsträuchern seinen
Garten zu schmücken.